Katrin Windheuser & Nils Nolte 

Foto: Lars Kaempf

Über Katrin Windheuser und Nils Nolte: 

Katrin Windheuser (*1984) macht Musik und Festivals, schreibt Songtexte, Gedichte und Orgamails. Für das Buch hat sie zum ersten Mal seit dem Ende ihres Studiums wieder einen Text geschrieben, der länger als drei Seiten ist. 

Nils Nolte (*1983) entfloh nach dem Abitur der schwäbischen Provinz, um sich auf einer nordfriesischen Insel im Rahmen des Zivildienstes mit Wattwürmern, Säbelschnäblern und Urlauber*innen auseinanderzusetzen. Die Liebe hat seitdem verhindert, dass er Norddeutschland dauerhaft verließ. Nach mehr oder minder langen Aufenthalten in Oldenburg, Istanbul sowie auf einem Demeter-Hof wurde er am Weserstrand in Bremen angespült, wo er seitdem der Lehrertätigkeit an einem Sekundarstufenzentrum II nachgeht. 

Lesung aus: 
„Happy Mermaid Resort“:

Willkommen im Urlaubsparadies – „Happy Mermaid Resort“ mit Sonne, Sand und Schirmchen. Der Roman spielt – einem Kammerspiel nicht unähnlich – fast ausschließlich in der kleinen Ferienanlage in einer ansonsten nahezu unbewohnten Bucht. Die Anlage mit den 16 Bungalows ist vor allem für deutsche Urlauber*innen ein beliebtes Ziel auf der Insel, die geographisch nicht näher verortet wird.

Die rheumageplagte Gisela hat den Urlaub in der Ferienanlage von ihren Kindern geschenkt bekommen und nur sehr widerwillig angetreten. In einer Mischung aus Spott und Neugier beobachtet sie die anderen Feriengäste.
Ihr All-Inclusive-Urlaub nimmt eine unerwartete Wendung, als im Urlaubsland geputscht wird und die Situation auch in der Ferienanlage außer Kontrolle gerät…

Die Urlauber*innen müssen sich plötzlich zu den politischen Verhältnissen in einem Land verhalten, das für sie bisher nur Sonne, Strand und Meer war. Da der Verwalter der Anlage ein begeisterter Anhänger der Putschpartei ist, wird von den Feriengästen rasch eine Entscheidung verlangt: Passe ich mich an? Versuche ich keinen Ärger zu bekommen? Leiste ich Widerstand? Der Verwalter steht dabei nicht für das personifizierte Böse, sondern scheitert selber an dem Spagat zwischen Fürsorge für die ungeliebten Urlaubsgäste und der eigenen politischen Agenda. Die Leser*innen sehen Feriengäste, die selber zu Täter*innen werden, offenen Widerstand und eine sich zunehmend verschlechternde Gesamtsituation. Soldaten in den Bergen, die die Bucht einrahmen, schneiden die Urlauber*innen von Stadt und Flughafen ab, schließlich bricht auch die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten sowie das Strom- und Mobilfunknetz zusammen.

Und auch Gisela wird durch die politischen Ereignisse und ihre Auswirkungen außerhalb und innerhalb des Camps zunehmend aus ihrer Rolle als Beobachterin gedrängt. Wie viel Zurückhaltung kann sie sich noch leisten?